6.6 Das Gewi-Lab und das MaMuTh-Lab

Abschliessend seien zwei Umgebungen erwähnt, das Grazer Gewi-Lab und das geplante Berliner MaMuTh-Lab, wo Geisteswissenschaftler sich im Umfeld von computerisierten Arbeitsumgebungen umsehen und ihre Arbeit auch diesen Mitteln entsprechend reorganisieren können.

Das Gewi-Lab an der Karl-Franzen-Universität Graz ist ein EDV-Ausbildungs- und Benutzerzentrum der Geisteswissenschaftlichen Fakultät. Aus seinem Profil : "Das Gewi-Lab will mehr als ein reines "Benutzerzentrum" sein; es versteht sich nicht als Massenabfertigung, sondern will Freiräume schaffen, Kreativität fördern und Bewusstsein für die Möglichkeiten und Grenzen der "neuen Medien" formen. In diesem Sinn unterstützen wir besonders jene Studierende, die Ernsthaftes mit den digitalen Ressourcen vorhaben, und bieten ihnen solide Arbeitsbedingungen - rund um die Uhr. (...)

Es wird den UserInnen große Freiheit bei der Benutzung der Einrichtungen des Labors gewährt. Der Zugang zu fast allen Ressourcen ist uneingeschränkt möglich, die nötigen Formalitäten reduzieren sich auf ein Mindestmass. Die Teilnahme am "Runden Tisch" des Gewi-Lab (jeden Freitag 13:00 Uhr) eröffnet allen Interessierten die Möglichkeit zur Mitsprache. Auch bei der Konzeption des Netzwerkes und des Programmangebots haben wir uns vorgenommen, grösstmögliche Freiheiten, maximale Transparenz und Flexibilität für die UserInnen zu gewährleisten, da unser Ziel ein mündiger, verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen ist.

Das Arbeiten mit Benutzerprofilen ermöglicht es jedem User, seine individuelle Arbeitsumgebung am Desktop zu definieren und über das Netz abzuspeichern. Alle notwendigen Ressourcen - auch zur Einsichtnahme in die Strukturen des Netzwerks - sind auf der Basis des Rechtesystems von Netware 4 freigegeben. Zur Einschulung in die Netzwerkumgebung und zur Diskussion offener Fragen bietet das Gewi-Lab laufend Minikurse an.

Wir sind der Meinung, daß der demokratische Zugang und die kritische Reflexion der Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren der internationalen Vernetzung einen integralen Bestandteil der Ausbildung an der Universität - im besonderen an deren geisteswissenschaftlicher Fakultät - darstellt."

Das Programmangebot des Gewi-Labs ist wie folgt umschrieben [55] : "Das Gewi-Lab ist bei der Auswahl des Programmangebots darauf bedacht, den speziellen Anforderungen der Geisteswissenschaften Rechnung zu tragen (CALL-Programme, Kleio, Schrifterkennung, fremdsprachige Zeichensätze, verschiedenste Textverarbeitungsprogramme, Fonteditoren, TeX, Wörterbücher, Übersetzungsprogramme). Besondere Schwerpunkte bilden darüber hinaus Angebote im Bereich Electronic Publishing und Publizieren im Internet. Für Diplomarbeiten, Dissertationen, Präsentationen usw. bieten wir hochentwickelte, kostengünstige Printmöglichkeiten."

Das Gewi-Lab wird zur Zeit von 11 Mitarbeitern betreut und verzeichnet einen ausserordentlichen Andrang. Es versteht sich aber auch als Verbindung zu nicht-universitären Kreisen aus Geisteswissenschaft und Kunst.

Das an der TU Berlin geplante MaMuTh-Lab wird im Rahmen eines Projektes der VW-Stiftung aufgebaut und soll ab 1998 zunächst 5 Jahre laufen [89]. Es werden vier Mitarbeiter damit beschäftigt sein, mit modernster EDV- und musiktechnologischer Ausrüstung Paradigmen der Computergestützten Musikwissenschaft (Computing Musicology [132]) zu realisieren. Es werden Datenbanksysteme ("PrediBase", siehe auch Abschnitt 7) für die Speicherung und Bearbeitung musikalischer Objekte entwickelt, welche in [133] vorbereitend konzipiert worden waren. Das Ziel dieser Datenbanken ist es, eine Navigation und Orientierung nach Prinzipien des EncycloSpace zu realisieren, wie sie etwa in [134] skizziert und in [129] theoretisch entwickelt ist.

Es ist geplant, einen Korpus von repräsentativen Musikwerken in diese Datenbanken zu laden und die allgemeinen Konzepte an einem "Navigator" für Harmonielehre zu verwirklichen. Damit sollen erstmals grössere Bestände des klassischen Repertoires informationstechnologisch gestützten Analyse- und Interpretationsverfahren zugänglich gemacht werden.

 

Das MaMuTH-Lab wird mit musikwissenschaftlichen Instituten der Universitäten von Osnabrück und Hamburg sowie mit den Musikhochschulen von Karlsruhe und Würzburg auf Basis einer Koordination auf dem Internet zusammenarbeiten. Das MaMuTh-Lab wird auch eng mit dem am Multimedia Lab des Instituts für Informatik der Universität Zürich angesiedelten IFM-Forum14 zusammenarbeiten.

 

 

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