Vorwort

Die Evaluation der Geisteswissenschaften in der Schweiz [166] hat bekanntlich strukturelle Schwächen, aber auch mangelhafte Einbindung in die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ergeben. Die vorliegende Studie wurde geschrieben in der Überzeugung, dass diese Mängel als Zeichen eines Neuanfangs zu deuten sind. Der Titel wirkt nicht zufällig verkapselt: Er deutet an, dass die Geisteswissenschaften sich zu neuen Horizonten öffnen möchten, um ihr Profil zu erneuern.

Unsere Gesellschaft ist in der Tat aufgerufen, Produktion, Verwaltung und Darstellung des Weltwissens mit mächtigen neuen Werkzeugen und Methoden zu entwerfen. Diese Studie will die Botschaft vermitteln, dass die Geisteswissenschaften in dieser vordringlichen Aufgabe aus ihrer innersten Tradition heraus eine aktive Orientierungsfunktion übernehmen könnten -- und sollten. Um aus der gegenwärtig defensiven Haltung heraus in eine aktive Rolle zu finden, müssen die Geisteswissenschaften sich einen Denk- und Handlungsrahmen geben. Zu diesem Zweck wurde im folgenden ein enzyklopädischer Wissensraum, der EncycloSpace, entworfen als gemeinsame Denkperspektive geisteswissenschaftlicher Erneuerung.

Dabei ist die Rolle der Autorenschaft die eines Vermittlers und Katalysators. Wir haben weltweit Informationen zusammengesucht und gebündelt. Viele der angesprochenen Themen, Erkenntnisse und Perspektiven werden gegenwärtig global vernetzt und intensiv behandelt. Es geht hier wesentlich um das Warum, Wozu, Wie und Womit der Kommunikation. Das ist denn auch der Kern der Diskussion um den EncycloSpace als Plattform und Kristallisationspunkt. Die Schweiz hat die Chance und Pflicht, eine lange humanistische Tradition des Dialogs der Wissenschaft mit Wirtschaft und Politik zu erneuern.

Mein herzlicher Dank für eine reiche elektronische Korrespondenz und unzählige anregende, engagierte und lehrreiche Gespräche rund um die Idee des EncycloSpace geht (in alphabetischer Reihenfolge) an Philipp Ackermann, Wolfgang Auhagen, Ingo Dahn, Bernd Enders, Christine Flender, Gregor Haefliger, Thomas Noll, Johannes Palme, Peter Schulthess, Julean Simon, Joachim Stange-Elbe, Peter Stucki, Bernhard Wagner und Oliver Zahorka. Ohne den philosophischen Hintergrund des mathematisch-philosophischen Seminars an der Universität Zürich bei meinen Mentoren Herbert Gross und Jean-Pierre Schobinger hätte ich diese Studie als reiner Mathematiker nicht in Angriff nehmen können. Für Korrekturlesen und endloses Debattieren zu allen Unzeiten bedanke ich mich besonders bei meiner Frau Christina.

Guerino Mazzola

Dübendorf, den 13. Oktober 1997

ZURÜCK WEITER