8.1 Der Handlungsbedarf

Die Position vieler Wissenschaften23 wird heute aus diversen Gründen hinterfragt und kann existentielle Konsequenzen haben (Schliessung von Instituten und Fachbereichen sind an der Tagesordnung, siehe auch Abschnitt 3.3), wenn keine solide, gut begründete Neuorientierung stattfindet. Die Geisteswissenschaften müssen gemäss der Evaluation in der Schweiz und in Deutschland mit einschneidenden Qualitätsverlusten rechnen, sowohl hinsichtlich der Eigendynamik, als auch im Vergleich mit der internationalen Scientific Community. Dieser Kontext, welcher sich ganz deutlich in der fehlenden Präsenz der hiesigen Geisteswissenschaften im Internet und in richtungsweisenden Gremien der Informationstechnologie kristallisiert, fordert auf zum Handeln auf der forschungspolitischen Ebene.

Der Handlungsbedarf ist aber nicht nur aus Mängeln innerhalb der Geisteswissenschaften, welche in der Evaluation [166] spezifiziert sind, gegeben, es ist auch eine nicht unbedeutende Fehlhaltung aus der Perspektive der Ingenieurwissenschaften und der Naturwissenschaften in einer nationalen Forschungspolitik zu beobachten, die den globalen Zusammenhang der Informations- und Kommunikationstechnologie mit ursprünglich geisteswissenschaftlichen Problemstellungen übersieht oder geringschätzt.

Die Herausforderung des EncycloSpace, allgemeiner gesagt: der Wissensgesellschaft, ist zu ernst, zu fundamental, als dass sie allein den Naturwissenschaften überlassen werden könnte. Dies ist keine Geringschätzung der Fachvertreter! Sie ist aber eine Aufforderung, die globale Herausforderung, wie sie uns jetzt ins Haus steht, nicht zu unterschätzen. Wer sich jetzt aufspalten lässt in falschverstandener Sorge um das eigene Haus, wird bald einmal kein Dach mehr haben.

KERNTHESE 14. Es reicht ebensowenig, als Geisteswissenschaftler kompensativ zu reagieren, wie es nicht reicht, als Naturwissenschaftler proaktiv Absurditäten zu produzieren.

 

ZURÜCK WEITER