5.1 Globaler Zugriff auf Information

5.1.2 Simultaneität von Zugriff und Verfügbarkeit

Der orts- und zeitunabhängige Zugriff verläuft ferner auch, inklusive Wartezeiten im Netz, gegenüber einer physischen Aneignung vor Ort praktisch ohne zeitlichen Übertragungsverlust! Das bedeutet nicht nur Permanenz, sondern auch Synchronizität mit der Arbeitssituation des Abfragenden: Man kann die diversen Informationen nebeneinander und immer dann erhalten, wenn man sie auch braucht. Es macht keinen Sinn, Informationen noch auf Vorrat zu horten. Dies ist auch nicht mehr ratsam, denn die raumzeitliche Dynamik des EncycloSpace schliesst es aus, sich heute an Dingen zu orientieren, die vielleicht morgen nicht mehr relevant sind. Es mag vielleicht ärgern, dass die postalischen und WWW-Adressen, Telefon- und e-mail-Nummern so schnell ändern. Wenn aber auf die aktuelle Version immer und überall zugegriffen werden kann, macht das Aufbewahren von schnellalternden Informationen definitiv keinen Sinn mehr.

Dies gilt im EncycloSpace auch für weniger oberflächliche Daten, wie Bevölkerungszahlen, die in klassischen Enzyklopädien schon bei Erscheinen des Werks veraltet waren. Synchronizität von Zugriff und Verfügbarkeit sind Ausdruck und intimes Werkzeug der Dynamik des EncycloSpace. Darin unterscheidet sich diese dynamische Topographie des Wissens auch von Platons "hyperouranios topos" der Ideen ( 2.2.1) fundamental, denn der synchrone Zugriff verweist die unbestimmte Erreichbarkeit jener topoi ins Reich der Hypothesen (wir riskieren hier den energischen Widerspruch der Philosophen bewusst). Es ist darin mitnichten die Ungeduld der Jetztzeit, wo immer alles "subito" erfolgen muss, ausgedrückt. Oder eine Unfähigkeit, in Platons Bild die Abstraktion zu erkennen. Vielmehr wird der Imperativ "hic salta, hic Rhodos!" realisiert darin, dass die Verweise, welche nicht effektiv geliefert werden können, aus dem Diskurs gekippt werden. Es scheint sich in diesem Phänomen der Simultaneität eine strikte, in jeder Hinsicht unmittelbare Einlösungsverpflichtung von Wissen zu entwickeln.

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