2.4 Die Werkzeuge des EncycloSpace

2.4.4 Repräsentation

Die klassische textuelle Wissensrepräsentation wird -- nicht zuletzt bedingt durch die enormen Rechnerleistungen gerade im Computergraphik-Bereich -- mannigfach erweitert. Damit wird die multimediale Repräsentation von Wissen qualitativ verbessert. Was früher als reiner Zahlentabellen-Text verfügbar war, ist nun graphisch, farbig, 2-3-dimensional, animiert und akustisch profiliert, inklusive Perspektivenwechsel, einsehbar. Für einige Beispiele dazu verweisen wir auf Anhang 9.3. Auch die Repräsentation von Daten auf der gesturalen Ebene hat signifikante Fortschritte gemacht, siehe Anhang 9.5. Es ist davon auszugehen, dass die Restitution von elementaren gestischen Zeichentypen mit Hilfe multimedialer Werkzeuge fundamentale Veränderungen in der Darstellung und Handhabung (auch dies -- um mit Jean Paul zu sprechen -- eine verwelkte Gestenmetapher) von Wissen nach sich ziehen wird.

Es ist an dieser Stelle angebracht, die Theorie des Medienwissenschaftlers Marshall McLuhan [123] in Erinnerung zurufen, wonach, aphoristisch verkürzt, "das Medium die Botschaft ist". Diese Einsicht dürfte sich gerade in der nicht-textuellen Mediendarstellung von Wissen spürbar auswirken auf das Verständnis von Gewusstem. Eine Begriffsarbeit, die nicht verkapselt werden muss im Text-Diskurs, sondern unvermittelt auf das Gemeinte zu zeigen erlaubt, rückt durch die Hypermediatechnologie in den Bereich des Vorstellbaren. Sie muss indes nicht notwendig zu einer Verflachung der Geistestradition führen, sondern kann und wird nach unserer Einschätzung und Erfahrung im Gegenteil zu einer Verdichtung geistiger Aneignung Anlass geben. Leider werden die Hypermedien in akademischen Kreisen Mitteleuropas heute immer noch als Ableger einer Comic-Strip-Subkultur rezipiert. Dies ist allerdings eine schwere Fehleinschätzung, die schnellstmöglich zurückzunehmen wäre, um nicht gegenüber anderen Kulturkreisen noch stärker in Rückstand zu geraten. Es lässt in der Tat aufhorchen, wenn in der NZZ unter dem Titel "Sind die Europäer technologische Hinterwäldler" apokalyptische Thesen amerikanischer Industrieführer zur Computertechnologie und ihre Akzeptanz diskutiert werden müssen [171].

 

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